ZIEHEN UND ABLEGEN – BEDEUTET WAIDMANNSHEIL!
Jede Zeit hat ihre Mode, aber die Bogenjagd hat es schon so gut wie immer gegeben und erlebt heute eine Renaissance. Das Gefühl einen Bogen zu spannen und den Pfeil loszulassen und zu hören, wie er mit einem Klatschen auf sein Ziel trifft, versetzt uns zurück in die Jugendliteratur. Wer sich nicht mehr an diese kindliche Freude erinnern kann, dem fällt es mit einem Schlag wieder ein. Die Freude, die wir dabei fühlen, ist auch für etwas gut. Gäbe es sie nicht, wären wir wohl nie Jäger geworden. Diese Freude ist der erste Ansporn, später kommt der tiefere Sinn ins Spiel, wenn wir vom Schießen auf Zielscheiben zum Erlegen eines Tieres übergehen. Die Freude nach einem geglückten Schuss ist immer noch da, aber es kommen neue Dimensionen hinzu. Die Stille auf der Pirsch im Wald oder entlang der Einfriedung der Felder wirft uns auf uns und unser Tun zurück; die Ruhe und Langsamkeit hält uns im Hier und Jetzt – versuchen wir es zu erzwingen, misslingt die Jagd. Man könnte meinen, diese Form der Jagd werde selten mit Erfolg belohnt. Stimmt nur zum Teil. Es erfordert viel Geschick, nicht nur das Schießen sondern auch das zweckmäßige Verhalten, damit das Wild unsere Anwesenheit nicht merkt. Es bedarf unzähliger Versuche, bei denen wir ein ums andere mal bloß den Schrecklaut des Rehwildes zu hören kriegen, mit dem es den ganzen Wald warnt und uns nichts bleibt, als enttäuscht den Rückzug zurück in die Zivilisation anzutreten. Bis sich eines Tages alles in einer höheren Einheit aufgeht. Dann kehren wir nach Haus und die verständnisvollen Worte: „So ein Pech aber auch“, aus dem Munde der Zurückgebliebenen ist Vergangenheit. Nein! Jetzt sind wir der Held der Stunde. Bis es beim nächsten Mal wieder schief läuft. Nur der Bogenjäger kennt dieses Gefühl der Intensität, wenn er ganz in der Nähe des Wildes steht, das er soeben erlegt – das sachte Sausen der Sehne, wenn er den Pfeil loslässt, das Zischen des Pfeils, der mit Präzision das Blatt durchbohrt. Dieser Augenblick, der nur im Herzen festgehalten werden kann, ist mit nichts vergleichbar.
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